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Wo Guildo ist, da scheint die Sonne: Fulminanter Festivalabschluss in Bad Breisig

Pressespiegel aus der Rhein-Zeitung vom 12.09.2022

Vorhang auf für das „Schlager-Unser“: Glorios ist am frühen Sonntagabend das Benefizfestivalwochenende weAHRfamily mit Guildo Horn zu Ende gegangen. Vor dem sonnenbeschienenen Rhein-Panorama im Bad Breisiger Kurpark stimmte einfach alles: Das Wetter, die Leute, die Stimmung, die Band.

Aus den Römer-Thermen auf die Bühne: Guildo Horn tut was für sich und sein Publikum. Dabei präsentiert er sich rein äußerlich so, wie man ihn kennt und liebt: Modisch in den 70ern gefangen. In quietschgrüner Lederjacke und türkisfarbenem Hemd, braune Schiebermütze auf dem Kopf, rockt sich Guildo durch den Song „Ich find Schlager toll". Und dabei stimmen auch die mit ein, die Schlager ansonsten gar nicht so toll finden. Doch das ist es ja gerade: Guildo Horn serviert Schlager so, dass sie eigentlich keine Schlager mehr sind.

Was aber auch an seinen Orthopädischen Strümpfen liegt. Womit nicht etwa Guildos Beinkleider, sondern seine so benannte Band gemeint ist: Saxofonistin Mademoiselle Gazelle, Schlagzeuger Kikki Pfeiffer, Gitarrist Lotus Zander, Bassgitarrist „Der Ewige Strull" und Keyboarder Addi Mollig spielen ganz virtuos einen Gute-Laune-Bombast-Rock, bei dem keiner stillhalten kann - selbst die Hunde tanzen mit.

Selbstbewusstsein hat er

Von denen gibt es so einige im Publikum, das es sich - wenn es nicht gerade vor der Bühne rockt - auf den Bierbänken im Kurpark gemütlich gemacht hat. Ganze Familien mit Kindern sind da. Und natürlich die eingefleischten Guildo-Fans. Und von denen hat Guildo reichlich. ,,Von vielen geschmäht, von euch geliebt", so stellt sich der Schlager-Guru selbst vor.

Das muss man ihm lassen: Er hat Selbstbewusstsein. Er sei der mit dem stattlichen Körper, sagt er, einer der letzten Romantiker Deutschlands. Weltkulturerbe. Und überhaupt der deutsche Elvis. Dabei rollt er lasziv mit den Hüften. Immer wieder zelebriert Guildo Horn seinen Körper. Auch, wenn er sich mit Kuhglocken und vollem Körpereinsatz durch den Marianne-Rosenberg-Klassiker „Er gehört zu mir" bimmelt, imaginatives Seilehen springt oder Purzelbäume schlägt.

Körperlich total verausgabt

Mit „Immer wieder geht die Sonne auf" und „Wunder geschehen" setzt Guildo Horn die Segel, schmalzt sich anschließend ganz wunderbar durch Tom Jones' ,,Delilah" und später Peter Maffays „So bist du", kennt keine Scheu bei „ 17 Jahr, blondes Haar" und „Tanze Samba mit mir" und beweist im Duett mit Mademoiselle Gazelle Teamfähigkeit beim französischen Chanson „Oh, Champs-Elysees".

„Geklatscht ist genug. Schnippt bitte mal mit den Fingern", meint Guildo. Das passt auch viel besser zu „Dich zu lieben", bei dem sich Guildo - anders als Roland Kaiser - auch körperlich total verausgabt und anschließend über die Bühne torkelt. Auch das gehört zur Show.

Irgendwann hat auch das Hemd ausgedient

Mit „Vielen Dank für die Blumen" und „Wer hat an der Uhr gedreht?" leitet Guildo seinen Abgang ein. Um dann aber doch noch ausgiebig Nachschlag zu liefern. Bei „Tanz den Horn" hat die Krawatte endlich ausgedient, nach dem gefühlvollen „Wart auf mich" auch das Hemd. Wer gedacht hätte, dass „Aber bitte mit Sahne" der Rausschmeißer ist, sieht sich getäuscht: Natürlich gibt es auch noch „Guildo hat euch lieb" und zu den Klängen von „Those were the Days" das Versprechen: ,,Es gibt ein Wiedersehen" - weil's doch so schön war.

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